MIA SAN NIMMA MIA
Ein Identitätsverlust an der säbener straße? UNvorstellbar unerhört und doch gar nicht so abwegig, wenn man die letzen jahre in münchen anschaut…
Es ist so unausweichlich wie jeder zusätzlich unangebrachte Kommentar von Uli Hoeneß über einen Spieler, nach dem unmittelbaren Ausscheiden aus der Königsklasse (Der arme Juan Bernat).
Sinneswandel und charakteristische Entwicklungen macht jeder von uns im Leben mindestens einmal durch. Manchmal sogar etwas häufiger und das ob man es möchte, oder nicht. Man wird immer wieder mit Veränderung konfrontiert und muss sich im Umgang damit beweisen.
Solche Wandel finden, relativ regelmäßig, auch im Fußball statt, nämlich etwa alle 10 bis 15 Jahre. Das wird dann im Fachjargon als “Kaderumbruch” betitelt und gibt vor, ob dieser nächste Abschnitt erfolgreich wird, oder ob die eigenen Fans noch eine Weile auf eine frustfreie Saison warten müssen.
Dafür verantwortlich ist dann der Sportdirektor und sein um ihn stehendes Team an Scouts und Experten. Fast wie mit der Vorbereitung einer Hausarbeit. Die Recherche und die Präparation diktieren meist das Ergebnis. Aber natürlich gibt es auch hier diejenigen die es immer wieder hinbekommen und auch diejenigen, die trotz Vorbereitung alles vergeigen. Machste nichts.
Ganz einwandfrei gelingt das natürlich nicht jeder Mannschaft und unter diesem Thema, könnte man sehr schnell die wirtschaftlichen Machtgefälle zwischen den Vereinen und den jeweiligen Spielklassen ansprechen. Dieser Lobbyismus ist aber ein Punkt für ein ganz anderes Mal.
Ich möchte mich mehr auf die Männer von der Säbener Straße konzentrieren. Die hatten, um diese Übergänge mit einer Art Bauplan anzugehen, eine Transferphilosophie entwickelt, um sich sportlich und wirtschaftlich Nachhaltig in der nächsten Etappe aufzustellen. Dieser Plan sah vor einen Kader aus größtenteils deutschen Spielern aufzustellen, der im Optimalfall die sportliche Elite aus dem eigenen Land zusammenbringen würde. Immer aber unter dem Vorsatz klug zu investieren und niemals notgedrungen zu hohe Ablösesummen zu bezahlen. Bis 2019 hatte der FC Bayern diese Philosophie musterhaft verfolgt. Javi Martinez (2013 für 35 Millionen aus Bilbao gekommen) und Corentin Tolisso (im Sommer davor für 40 Millionen aus Lyon gekommen) standen bis dahin, noch als teuerste Einkäufe in der Bayerngeschichte fest.
Der Sommer der Saison 2019/20, sprich die Vorbereitung die die Bayern mit Niko Kovac angetreten hatten (im Winter mit Hansi Flick, seinem Co-Trainer, ersetzt), gab den Startschuss für den Identitätsverlust, den der Rekordmeister seitdem betreibt. Lucas Hernandez, ein junger und defensiv extrem versierter Linksverteidiger, wurde von dem damaligen Sportdirektor Hasan Salihamidzic, für die schlichte Summe von 80 Millionen Euro aus dem Wanda Metropolitano (damaliges Stadion von Atletico Madrid) geholt. Irgendwie überhaupt nicht Bayern-Like einen Franzosen für eine Rekordsumme einzukaufen, die davor bei gerade einmal der Hälfte stand.
Das war also der erste Streich, den Hasan Salihamidzic und all die großen Namen, die ihn beim FC Bayern noch begleiten oder folgen würden, vornahmen. Es ließ aber gar nicht lange auf sich warten und schon im nächsten Sommer leistete man sich den nächsten Spaß in Form von Rechtsverteidiger Bouna Sarr. Für Acht Millionen Euro kam der Senegalese aus Marseille und avancierte zum wahrscheinlich besten Bankwärmer den die Münchner seit dem ersten Triple 2013 gesehen haben. Mit beachtlichem Gehalt (Schätzungsweise zwischen zwei und drei Millionen zuzüglich Bonuszahlungen) und ganzen 33 Teileinsätzen, sprechen die Zahlen klar für den gebürtigen Franzosen. Vier Jahre später war das Kapitel auch wieder vorbei. Wirtschaftliche Meisterleistung.
Es geht mir bei der Benennung dieser Jungs überhaupt nicht um die Verleumdung der beiden Profisportler. Vielmehr geht es mir um die Kritik an der Transferstrategie und dem Entscheidungsethos der Herren aus München. Da gibt es noch viele andere Namen die aufgezählt werden könnten.
Der Ablösefreie Abgang von Robert Lewandowski beispielsweise, der statt mit einem Ersatz aus der Bundesliga, mit einem 100 Millionen Euro teuren über 30 Jährigen Harry Kane ersetzt wird. Nichts gegen Kanes Individuelle Qualität, dennoch wirkt der Transfer eben weniger wie ein durchdachtes Vorgehen, als ein panisches “Machtgeprotze”. Man müsse eben viel Ausgaben um an der Spitze mithalten zu können. Das stimmt allerdings nur wenn man es planlos macht.
Jüngst durfte auch die bayrische Identifikationsfigur schlechthin seinen Kopf hinhalten. Nicht nur wird Thomas Müllers Vertrag im kommenden Sommer, nach eigentlicher öffentlich ausgesprochener Versicherung, nicht weiter verlängert. Er musste sich auch noch fast eigenständig gegen die zurecht empörten Medien stellen und sein runtergespieltes Verständnis erklären, um seinen nachvollziehbaren Frust zu kaschieren. Einen kleinen Hieb erlaubte er sich im letzten Interview dennoch, als er seine Akzeptanz über die Entscheidung, direkt an den Aufsichtsrat und den Vorstand dirigierte. Klare Schuldverteilung, Herr Müller.
Es sind letztendlich viele Dinge, die dazu beitragen, eine eingeschlagene Linie zu verlassen. Was mich allerdings extrem wundern lässt, wie so viele Entscheidungen auf diesem Niveau getroffen werden können, ohne diese Abwanderung zu bemerken. Egal ob es die zu lange Amtszeit von Oliver Kahn, oder die eindeutig ungerechtfertigte Kündigung Julian Nagelsmanns ist, die dann mit einem weiteren unpassenden Thomas Tuchel aufgefüllt wird, und die Fehlerkette am Ende aber nur noch größer werden lässt.
Die Art und Weise wie sich ein Verein wie der Rekordmeister aus München präsentiert hatte, stand für Stolz und Respekt für die eigenen Werte und die selbst aufgestellten Ideale. Ganz Egal ob Medial oder Intern, im Umgang mit Spielern oder Verantwortlichen. All das spielt für den modernen FC Bayern eine scheinbar immer kleinere Rolle, genau wie Bouna Sarr in seinen Vier Jahren an der Isar.
Aber so ist eben der Fußball und statt sich weiterhin darüber aufzuregen, dass nun Max Eberl derjenige sein darf, der lieber einen inkonstanten Leroy Sané als einen erfahrenen Thomas Müller in der Kaderplanung integriert, wünsche ich mir und auch dem FC Bayern, dass der nächste Abschnitt besser wird.
Schließlich kann man aus den eigenen Fehlern ja nur lernen. Oder?